Was ist ein Lean Start-up? – Definition
Lean Start-up ist eine Methode für Start-ups, die Dir dabei hilft, erfolgreich durchzustarten. Ursprünglich kommt der Begriff von Lean Management. Lean Start-up zielt allerdings eher auf den Zeitraum der Unternehmensgründung.
Diese Methode soll Gründern dabei helfen, schnell herauszufinden, ob ihr Konzept funktioniert. Ist dies nicht der Fall, kann dieses umstrukturiert werden, bevor junge Unternehmen viele tausend Euro oder ihre komplette Existenz in den Sand setzen.
Eric Ries aus Silicon Valley erwähnte Lean Start-up das erste Mal in seinem Blog. Bekannt wurde er später durch sein Bestsellerbuch „The Lean Startup: How Today‘s Entrepreneurs Use Continuous Innovation to Create Radically Successful Businesses“. Seine Idee: Gerade junge Unternehmen sollen sich auf das Wesentliche konzentrieren, um die Verschwendung von Ressourcen zu vermeiden. Doch wie wirkungsvoll ist diese Methode wirklich?
Lean Start-up – Fragen und erste Schritte
Die Gründung eines eigenen Unternehmens ist immer mit gewissen Risiken verbunden. Du stehst vor vielen Herausforderungen. Es gilt alles bestmöglich umzusetzen und das mit meist begrenztem Budget. Und es gibt viele Fragen: Wird Deine Geschäftsidee aufgehen? Wie gestaltest Du die Planung möglichst einfach aber dennoch effektiv? Wie kannst Du Dich schnell entwickeln und wachsen? Welche Bedürfnisse haben Deine Kunden?
Viele Start-ups scheitern schon ganz am Anfang, weil sie zu viel Zeit für die Planung des perfekten Produkts investieren. Im Nachhinein stellt sich dann oft heraus, dass diese Produktidee doch nicht so perfekt war. Es entspricht nicht den Bedürfnissen der Zielgruppe und somit übersteht das Unternehmen die Anfangsphase nicht. Hinzu kommt die Unsicherheit, wie Du am besten Deine Ressourcen einsetzen solltest. Die Lean Start-up Methode unterstützt Dich dabei, Risiken bei der Gründung zu minimieren und Dein Konzept möglichst so zu gestalten, dass Du Dich nicht in Perfektion verrennst.
Lean-Methode – die schlanke und einfache Gründung in wenigen Schritten:
Grundlage dieser Methode ist „Learning by Doing“. Die Gründer sollen ein Produkt entwickeln, ohne lange Planung. Einfach machen und lernen ist der Kerngedanke. Das Marktbedürfnis wird dadurch getestet und erst im Nachhinein sollst Du Dein Produkt spezifizieren. Das ganze Modell basiert auf einem Zyklus, dem BML-Zyklus.
Build-Measure-Learn-Zyklus (BML)
Nach der Idee machst Du Dich sofort an „build“, also an die Umsetzung Deines Produkts. Bei diesem Schritt bringst Du nicht das voll funktionsfähige Produkt auf den Markt, sondern nur eine Beta-Version oder einen Prototyp, also ein MVP. Du stellst eine Hypothese auf, dass dieses Produkt (oder eine Dienstleistung) auf ein Kundeninteresse stoßen wird.
Erst im zweiten Schritt: „Measure“ kannst Du Deine Hypothese bestätigen oder widerlegen. Bei Deinen potenziellen Kunden holst Du Dir Feedback für Deine Geschäftsidee ein. Gehe gezielt auf die Personen zu und frage nach. Funktioniert Deine Idee? Stößt sie auf Nachfrage? Hier spielen Actionable Metrics eine wichtige Rolle. Das sind Kennzahlen, wie Besucherzahlen auf der Webseite oder Anmeldungen durch E-Mail-Adressen, die aussagen, welche Maßnahmen Du ergreifen solltest.
Im letzten Schritt: „Learn“ wertest Du das erhaltene Feedback aus und ziehst Rückschlüsse auf Deine Idee, um Dein Produkt an das Bedürfnis der Kunden anzupassen.
Dieser Zyklus wiederholt sich immer wieder, bis Du Deine Kunden von Deinem Produkt begeistern kannst. Allerdings sollte dieser Kreislauf möglichst schnell ablaufen und nicht zu viel Zeit beanspruchen. Sollte die Idee von den Kunden überhaupt nicht angenommen werden, wirf Deine Idee lieber gleich über den Haufen und fange von vorne an.
Was ist ein MVP?
MVP steht für: „Minimum Viable Product“ und bedeutet übersetzt „mindestfunktionsfähiges Produkt“. Es ist ein Prototyp, eine Beta-Version oder eine Landing Page. Das Produkt wäre bereits verkaufsfertig, wenngleich es keine besonderen Features aufweist, über die eine spätere Version verfügen wird. Es entsteht ganz nach dem Motto „quick and dirty“ und ohne großen Zeitaufwand. Es muss zunächst nur die grundlegenden Funktionen aufweisen. Auf dem Markt zeigt sich dann, ob es sich etablieren kann oder ob es nicht benötigt wird. Für Lean Start-ups spielt die Rückmeldung des MVP eine wichtige Rolle, ob die Idee sich entwickeln kann oder ob ein Pivoting notwendig ist.
Was ist Pivoting?
Pivoting nennt man die einschneidende Änderung der Geschäftsidee. Das heißt, wenn Deine Geschäftsidee nicht funktioniert, hilft das Pivoting Dir dabei, schnell umzuschwenken und Deine Strategie zu verbessern. Nach der Devise „Fall fast and stand up“ kann sich Deine Idee grundlegend verändern. Positiv daran ist allerdings, dass Du durch einen radikalen Umschwung Deine Idee doch noch großen Zuspruch erntet. Dein neues Produkt durchläuft dann erneut den Zyklus und wird wieder durch Deine Zielgruppe getestet.
Twitter – Erfolg durch Pivoting
Ein Paradebeispiel für Pivoting ist Twitter. Der ursprüngliche Name war Odeo und der ursprüngliche Fokus lag auf Podcasts. iTunes kündigte zu dieser Zeit an, ebenfalls in Sachen Podcasts mitmischen zu wollen. Da man mit iTunes nicht konkurrieren wollte, zog Odeo sich zurück und das gesamte Team grübelte über Alternativen nach. Bald darauf wurde der Kurznachrichtendienst twttr geboren. Den Namen änderte man in Twitter.
Lean Start-up Methoden
SMED:
SMED steht für „Single Minute Exchange of Die“ und bedeutet auf Deutsch ein schnelles umrüsten in wenigen Minuten. Die Methode befasst sich mit der Reduzierung der Rüstzeit einer Produktionsmaschine. Dies geschieht durch organisatorische und technische Maßnahmen. Dadurch ist eine Reduzierung der Zeit für den Umbau möglich und die Verschwendung wird möglichst gering gehalten.
Wertstromanalyse:
Der Wertstrom wird mit dieser Methode durch den Ist-Zustand der Prozesse und Abläufe visuell dargestellt. Dadurch sollen ebenfalls Verschwendungen verhindert werden. Das Produktionssystem soll für alle transparent sein, damit Verbesserungsmöglichkeiten erkannt werden.
5S-Methode
Die 5S-Methode besteht aus 5 Schritten: Sortieren, Systematisieren, Saubermachen, Standardisieren und Selbstdisziplin. Die Umsetzung dieser 5 Schritte soll in Deinem Unternehmen für einen leistungsfähigen und ungestörten Arbeitsplatz für Deine Mitarbeiter sorgen. Dadurch können Verschwendungen wieder vermieden werden, ganz nach dem Lean Prinzip.
Kanban System:
Kanban bedeutet auf Deutsch Schild oder Signal. Durch das System ermöglichst Du, dass alle Arbeitsabläufe in Deinem Unternehmen auf einen Blick ersichtlich sind. Hierdurch werden auch die Prozesse besser veranschaulicht. Das Feedback der Lean Methode wird ebenfalls in dem Kanban System erfasst, wodurch eine Anpassung des Produkts vereinfacht wird.
Vorteile eines Lean Start-ups:
Ein großer Vorteil ist, dass Du nicht einfach ein Produkt auf den Markt bringst, das niemand braucht. Genau an dieser Hürde sind schon viele Existenzgründer gescheitert, weil ihre Geschäftsidee nicht dem Marktbedürfnis entsprach. Dieses Problem wird mit der Lean Methode umgangen. Ein weiterer Vorteil ist, dass Du sehr engen Kontakt mit Kunden hast und so Deine Idee perfekt an Bedürfnisse anpassen kannst. Du sammelst alle wichtigen Informationen und verkürzt damit sämtliche Entwicklungsprozesse. Hierdurch sparst Du viel Zeit, Kapital und Arbeitskräfte. Für die Investoren ist es ebenfalls vorteilhaft, da sie sich besser auf Deine Geschäftsidee verlassen können und sich ihre Investitionen lohnen.
Nachteile eines Lean Start-ups:
Dadurch, dass Du sehr wenig aussagekräftige Meinungen hast, kann sich der Anfang schwierig gestalten. Du hast Hypothesen, dass Deine Geschäftsidee ein Marktbedürfnis haben wird, allerdings musst Du erst testen, ob dies wirklich der Fall ist. Die Gefahr steigt, dass dieser Zyklus kein Ende nimmt und Du Dich nicht weiter entwickeln kannst, wenn Du auf kein Kundeninteresse stößt.
Beispiele für erfolgreiche Lean Start-ups:
Ein gutes Beispiel für ein Lean Start-up ist Dropbox. Wer kennt es nicht? Heute ein weit verbreiteter Online-Speicher für jegliche Dateien. Die Gründer von Dropbox entwickelten einfach eine Landing Page mit einem Video als MVP. Die Interessenten konnten sich mit ihrer E-Mail-Adresse für eine Beta-Version anmelden. Die Idee wurde auf dem Markt so gut angenommen, dass sie innerhalb kürzester Zeit Tausende E-Mails von Interessenten hatten.
Ein weiteres Beispiel ist Airbnb, eine in den letzten Jahren immer bekannter werdende Plattform für Buchungen und Vermietungen von Unterkünften. Sie begann auch erst mit einem MVP, das sich immer weiter ausdehnte.
Last but not least: Android. Das Betriebssystem mit dem kleinen, grünen Maschinenwesen ist ursprünglich eine Softwarelösung für Digitalkameras gewesen. Das Unternehmen konnte Dank der Lean-Methode allerdings schnell erkennen, dass der Markt hier nicht allzu groß ist. Gleichzeitig erkannte man ein hohes Potential in der Smartphonetechnologie. Die Entwicklung Richtung Smartphone verlief erfolgreich. Bereits 2005 kaufte Google Android für 50 Millionen US-Dollar.