Fremdkapital: Was ist das? - einfache Definition | microtech GmbH
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Fremdkapital

Was ist Fremdkapital?

In der Betriebswirtschaftslehre unterscheidet man zwischen Eigen- und Fremdkapital. Wie der Name schon sagt, stammt das Fremdkapital nicht aus Deiner Tasche, sondern von jemand anderem, einem Gläubiger.

In dem Moment, in dem Dir Fremdkapital zufließt, hast Du Schulden. Der Kapitalgeber wird als Gläubiger tituliert. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Banken oder Familienmitglieder handelt.

Somit setzt sich das Gesamtkapital aus Fremd- und Eigenkapital zusammen.

Die unterschiedlichen Arten des Fremdkapitals

Das HGB zählt nach §266 (2) HGB folgende Posten zum Fremdkapital:

Die Rückstellungen

Unter dem Begriff Rückstellungen werden alle angenommenen Verbindlichkeiten zusammengeführt. Dies bedeutet im Klartext: Je nach Abmachung mit dem Gläubiger kommt auf Dich als Schuldner eine Rückzahlung zu. Dies kann aber zum jetzigen Zeitpunkt in der Höhe und ihrem Bestehen noch nicht konkret benannt werden. Bitte beachten: Rückstellungen werden in der BWL nur allzu gerne mit Rücklagen verwechselt. Diese Begriffe haben allerdings nur wenig bis gar nichts miteinander zu tun. Rückstellungen werden wie folgt unterteilt:

Rückstellungen für Pensionen und ähnliches:

Als gewissenhafter Unternehmer kümmerst Du Dich um die betriebliche Altersvorsorge und Pensionen Deiner Arbeitnehmer. Die Verbindlichkeiten sind in diesem Fall ebenfalls nicht immer eindeutig vorherzusagen.

Steuerrückstellungen:

Auch, wenn es manche Leser überrascht: Steuerrückstellungen dienen als Sicherheit für Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer und Umsatzsteuer. Dafür müssen Rückstellungen gebildet werden. Da dieses Kapital nicht Dir gehört und zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeführt werden muss, ist es dem Fremdkapital zuzuordnen. Statistiken belegen, dass die Bildung von Rückstellungen für Steuern gerne vernachlässigt werden. Das kann sich später rächen.

Sonstige Rückstellungen:

Hier kommt alles in einen Topf, was nicht den ersten beiden Punkten zuzuordnen ist. Beispielsweise für Provisionen oder drohende Verluste.

Fremdkapital
Sonstige Rückstellungen

Die Verbindlichkeiten

Keiner mag sie, fast jeder Unternehmer hat sie. Finanzielle Verbindlichkeiten gegenüber einem dritten. Auch hier gibt es verschiedene Formen, die wir kurz benennen:

Anleihen:

Du verkaufst Wertpapiere in Form von Anleihen, um an Fremdkapital zu kommen. Im Gegensatz zur Aktienausgabe erwirbt der Käufer der Anleihe keine Unternehmensanteile. Er leiht Dir lediglich sein Kapital und verschafft Dir somit einen Kredit.

Erhaltene Anzahlungen:

Du hast die bestellte Ware noch nicht geliefert? Deine Dienstleistung ist noch nicht erfolgt? Dein Kunde oder Auftraggeber haben aber bereits einen Teil der Rechnung bezahlt? Dann spricht man von erhaltenen Anzahlungen. Diese stellen in den ersten Buchungssätzen tatsächlich eine Verbindlichkeit dar. Dies trifft auch dann zu, wenn der Zeitraum bis zur Erbringung Deiner Leistung nur sehr kurz ist.

Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten:

Wenn das Eigenkapital nicht ausreicht oder die aktuelle Situation es verlangt, ist der Weg zu einem Kreditinstitut meist unvermeidlich. Umgangssprachlich tritt man den Weg zur Bank an. Unter bestimmten Voraussetzungen erhält der Unternehmer dann einen Kredit oder ein Darlehen.

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen:

Du hast eine Warenlieferung erhalten und diese noch nicht beglichen? Du hast die Arbeit eines Dienstleisters in Anspruch genommen und die Rechnung noch nicht angewiesen? Somit hast Du schlicht und einfach die Rechnung noch nicht bezahlt. Aus solchen Vorgängen entstehen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, kurz VLL.

Verbindlichkeiten aus Wechsel:

Eine seltene Art, um an Fremdkapital zu kommen, historisch aber mit einer der ersten. Ähnlich wie bei den VLLs werden in einem Wechsel noch nicht erbrachte Leistungen oder Zahlungen dokumentiert.

Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen oder beteiligten Unternehmen:

Auch, wenn die Begrifflichkeiten immer länger werden, ist die Erklärung ziemlich kurz. Bezieht eine Tochtergesellschaft Waren vom Mutterkonzern auf Rechnung, entsteht diese Art von Verbindlichkeiten.

Sonstige Verbindlichkeiten:

Alle Verbindlichkeiten, die nicht den vorher genannten Punkten zugeordnet werden können, werden unter den sonstigen Verbindlichkeiten zusammengefasst. Hierzu zählen beispielsweise Sozialversicherungsbeiträge.

Die Rechnungsabgrenzungsposten, kurz ARA

Wenn Du einen Zahlungseingang verbuchst, für den noch keine Leistung erfolgt ist und diese erst nach einem Jahreswechsel ansteht, entstehen Rechnungsabgrenzungsposten.

Beispiel: Der Kunde bezahlt Deine Rechnung am 28.12.2018. Die Leistung oder Lieferung erfolgt erst am 13.01.2019. Hierbei gibt es jedoch einige Ausnahmeregelungen, die wiederkehrende Zahlungen wie Miete und Raten betrifft und innerhalb der ersten zehn Tage im neuen Jahr erfolgen. Verbindliche Informationen solltest Du bei dem Steuerberater Deiner Wahl einholen. Ebenso, wenn es um Fragen zu dem folgenden Punkt geht:

Die passiven latenten Steuern

Zu den passiven latenten Steuern gehören Belastungen, die sich aus den unterschiedlichen Wertansätzen in der Steuer- und Handelsbilanz ergeben.

Fremdkapital in der Bilanz

Unternehmerisches Kapital lässt sich in der Betriebswirtschaft auf zwei Quellen zurückführen: Entweder es handelt sich um eigene Mittel (Eigenkapital) oder fremde, geliehene Mittel (Fremdkapital).

Fremd- und Eigenkapital werden in der Bilanz auf der Passivseite – Mittelherkunft / Quelle – angeführt. Die Bilanzgliederung sieht folgendermaßen aus:

Fremdkapital Bilanz
Fremdkapital in der Bilanz

Fremdkapital als betriebswirtschaftliche Kennzahl

Im Rahmen der Bilanzanalyse ist das Fremdkapital Teil einer Reihe von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen.

Fremdkapitalquote

Bei der Fremdkapitalquote wird das Fremdkapital ins Verhältnis zum Gesamtkapital gesetzt: Je niedriger der Anteil an Fremdkapital am Gesamtkapital ist, desto finanziell unabhängiger ist das Unternehmen. Es finanziert sich dann in erster Linie aus eigenen Kapitalreserven (Eigenkapital).

Liquidität

Die Liquidität eines Unternehmens wird mittels zwei Parametern bemessenen: Liquidität 1. und 2. Grades. Wie diese berechnet werden, erfährst Du in unserem Beitrag zum Thema Liquidität.

Gesamtkapitalrentabilität

Die Gesamtkapitalrentabilität oder auch Gesamtkapitalrendite ermittelt sich dadurch, dass Zinsen und Gewinn auf Fremdkapital in ein Verhältnis zu Eigenkapital gesetzt werden. Somit gibt die Gesamtkapitalrendite Auskunft darüber, wie hoch Deine Erträge aus dem Investierten sind.

Fremdkapital und seine Vorteile

Auch wenn es erstmal seltsam klingt, kann Fremdkapital Vorteile für ein Unternehmen bieten. In vielen Ländern sind Kosten für Fremdkapital, Zinsen, abzugsfähig. Für Eigenkapitalkosten gilt dies nicht. Bis zu einem gewissen Grad, sind Deine Gläubiger, Fremdkapitalgeber genannt, nicht Mitbestimmungsberechtigt. Mitbestimmungsrechte müssen abgegeben werden, wenn Fremdkapital zum Beispiel durch einen weiteren oder neuen Gesellschafter aufgenommen wird. Hierbei handelt es sich um eine Form der Eigenkapitalfinanzierung. Möchtest Du als Gründer oder Unternehmer gerne weiterhin alleine die Zügel in der Hand behalten, ist eine Fremdkapitalfinanzierung eine mögliche Option.

Fremdkapital und seine Nachteile

Wo viel Licht, da aber auch viel Schatten. Je höher Deine Fremdkapitalquote, desto höher die finanzielle Belastung für das Unternehmen. Sprudeln die Einnahmen mal nicht so, wie Du Dir das vorstellst, musst Du diese dennoch bedienen. Das Risiko einer Insolvenz steigt dadurch. Zudem solltest Du auf ein gesundes Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital achten, damit Du auch in Zukunft Deinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kannst.

Solltest Du, aus welchem Grund auch immer, frisches Geld benötigen, sind Banken und Kreditinstitute ganz scharf auf die Eigenkapitalquote. Fällt diese positiv aus, sind die Chancen auf eine positive Kreditentscheidung deutlich besser.

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